Rückblick: Barcamp Bonn 2022

Nach über zwei Jahren „ohne“, fand mit dem Barcamp Bonn wieder eines der ersten analogen, themenoffenen Barcamps statt – mit ganzen Menschen in 3D. Nicht im Quadrat auf dem Monitor, nicht mit ausgeschalteter Kamera, nicht gemutet, sondern wirklich in echt. Geschätzt hatten mindestens gut 80 Menschen, wahrscheinlich sogar mehr, den Weg zum Digital Hub direkt am Bonner Hauptbahnhof gefunden. Die Stimmung war aufgeregt-freudig, denn für viele war es tatsächlich eine der ersten analogen Veranstaltungen dieser Art nach langer Zeit. 

Zu Beginn gab es, wie immer bei Barcamps, die Vorstellungsrunde der Teilnehmenden und die Sessionplanung. Angeboten wurden  Sessions mit einem sehr breiten Themenspektrum von Community Management, VR, Finanzen, über Patientenverfügung, Nachhaltigkeit, Energie, Recruiting, Sterbebegleitung, Metaverse bis zu Entspannung und Yoga. Ein gutes Signal für die Bedeutung digitaler Themen in Bonn war der Besuch von Oberbürgermeisterin Katja Dörner während der Eröffnungsrunde.

Ich habe zuerst aus persönlichem Interesse eine Session zum Arbeiten am Meer besucht, außerdem zwei zu Community Management, eine zu Meetups in Bonn und eine zum Marktplatz Gute Geschäfte Bonn/Rhein-Sieg.

Tipps für Workations

Arbeiten am Meer würde ich auch gerne mal eine Weile, daher habe ich mich sehr auf die gleichnamige Session von Johanna Nolte gefreut. Sie war zwei Wochen auf Madeira und hat von dort aus für Bonn.digital gearbeitet. Johanna hat ausführlich von ihren Vorbereitungen und Erfahrungen berichtet, Tipps gegeben und auch erwähnt, was sie im Nachhinein anders machen würde. 

Johannes Mirus von Bonn.digital hat einige Aspekte aus der Arbeitgeberperspektive ergänzt, besonders zu Themen, wie Versicherungen und auch Formalitäten, die zu beachten sind je nachdem, wie lange man im Meeroffice ist (unter sechs Monaten oder länger) und auch ob man in der EU bleibt oder sie verlässt. Ihre Tipps hat Johanna auf Bonn.digital verbloggt und ich bin jetzt noch motivierter am Meer zu arbeiten, als zuvor.

Analoge Digital-Veranstaltungen in Bonn

Vor der Pandemie gab es in der Bonner Digitalszene eine ganze Reihe von Veranstaltungen. Was vor zehn Jahren mit dem SMCBN begonnen hat, hatte sich bis Anfang 2020 zu einer vielfältigen Landschaft mit ganz unterschiedlichen Formaten entwickelt. Aber wie geht es nun neu los? Gibt es überhaupt einen Bedarf, sich wieder analog zu treffen und wenn ja, wie sieht der aus? 

Das war die Ausgangsfrage der ersten Session nach der Mittagspause und es war direkt klar: der Bedarf ist groß! Wir haben darüber diskutiert, was wir uns inhaltlich und formal wünschen, und was nicht. Zu formell (Anzug und schweres Parfum) sollte es nicht sein, aber sonst gab es ein breites Spektrum an Wünschen. Vom eher seminarartigen Treffen mit Vorträgen von renommierten Speaker*innen am Nachmittag in der Arbeitszeit bis zum informellen Stammtisch mit Pizza und Bierchen war alles dabei. Konkretes Ergebnis der Session ist das Meetup über Meetups am 19.05. in der Pauke. Dort wird dann weiter diskutiert.

Community Management in Alltag und Krise

Zum Thema Community Management habe ich direkt zwei Sessions besucht in der ersten stand CM allgemein auf der Agenda. Was ist wichtig? Worum geht es im CM? Die Sessiongeberin Vivian Pein hat direkt am Anfang den eigentlich selbstverständlichen, aber oft nicht beachteten Kern des CM herausgestellt: “Es geht um Dialog!”. Außerdem wichtig sei die eigene Haltung, die klar geäußert werden sollte. Die eigenen Werte und das, wofür man steht solle man konsequent vertreten. 

Vivian selbst, aber auch einige aus der Runde, haben von guten und weniger guten Erfahrungen berichtet und Tipps gegeben, besonders auch in dem Zusammenhang, dass in den Jahren der Pandemie der Ton in Social Media oft deutlich ruppiger geworden ist. Ein guter Tipp war, regelmäßig kommentierende Follower*innen stärker in den Dialog einzubinden und ihnen einen besonderen Status zu geben. Diese könnten dann oft aufkommende Fragen quasi innerhalb der Community beantworten, ohne dass Community Manager*innen sich einschalten.

Einige Unternehmen (Beispiel Bosch) werten Kritik und Kommentare für ihre Produktentwicklung systematisch aus. Dazu brachte ein Teilnehmer aus der Runde ein schönes Zitat: “Kritik ist ein hässlich verpacktes Geschenk”.

In der zweiten Session ging es um Krisenkommunikation. Gianna Krolla, Social Media Managerin von Haribo, hat sehr offen und detailliert vorgestellt, wie ihr Unternehmen mit einem Shitstorm im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg umgegangen ist. Die Initiative “Boycott Russia” ruft u. a. auf Instagram und Facebook zum Boykott Russlands auf und listet große, international agierende Unternehmen, die in irgendeiner Form noch mit Russland zusammenarbeiten bzw. dort aktiv sind. Der Post über Haribo löste dann auf den Präsenzen des Unternehmens eine Flut von Kommentaren aus.

Einige Krisentipps von Gianna, mit denen man sich auch schon vor einer potentiellen Krise beschäftigen sollte: die Wege der internen Kommunikation klären, ein gutes Monitoring-Tool, Funktionen und Tools der Social Media Kanäle, die man nutzt, gut und bis ins Detail kennen. Dort gibt es einige Möglichkeiten, man kann z. B. Kommentare nach bestimmten expliziten Worten filtern, man kann die Werbebibliothek auf Facebook nach Stichworten (z. B. dem eigenen Markennamen) durchsuchen und vieles, vieles mehr. Und ganz wichtig: Ruhe bewahren! 

Marktplatz Gute Geschäfte

Der Marktplatz Gute Geschäfte bringt Unternehmen mit Vereinen und gemeinnützigen Organisationen zusammen. Unternehmen bieten eine Dienstleistung oder Unterstützung an, Vereine offerieren eine Gegenleistung und im Idealfall kommen zwei Partner*innen zusammen und gehen eine Kooperation ein. Wichtig dabei ist, dass kein Geld fließt.

Als Beschäftigte bei der Brotfabrik Bühne fand ich die Idee prinzipiell spannend. Sie ist eine gemeinnützige GmbH, also wollte ich mich über das Konzept informieren. Da wir eine sehr kleine Runde waren, haben wir natürlich über den Marktplatz gesprochen aber auch grundsätzlich darüber, wie ein Kulturbetrieb Unterstützung und auch Geld über öffentliche Förderung hinaus einwerben kann, z. B. über Sponsoring oder Crowdfunding

Der 11. Marktplatz Gute Geschäfte Bonn findet am 02. September 2022 im Alten Rathaus statt.

Fazit

Insgesamt war es schön und wohltuend, mal wieder analog übers Digitale und viele andere Themen zu sprechen. Location und Orga waren prima und das vegane Catering sehr lecker – hoffentlich bis zum nächsten Jahr.


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